Wie finanziere ich mein Startup?

von Johann Rottmann – Investment Associate bei SCALEHOUSE Capital

In einer Masterclass haben wir die Finanzierungsfrage gemeinsam mit 15 Startups aus dem Seedhouse Accelerator unter dem Thema der Investment-Journey diskutiert. Dabei sind wir neben dem „Wie“ besonders auf das „Warum“ eingegangen und haben die unterliegenden Gründe für verschiedene Finanzierungsformen in den Kontext gestellt und Handlungsempfehlungen abgeleitet. Im Folgenden gehen wir insbesondere auf die Notwendigkeit von Venture Capital und den richtigen Zeitpunkt für die Ansprache von Investoren ein.

Die Ziele vieler erfolgreicher Startups scheinen offensichtlich: 

Es wird eine Lösung kreiert, die in einem Markt ein signifikantes Problem löst. Neuartige Mehrwerte sollen zu einer grundsätzlichen Verbesserung für die Zielgruppe sorgen. Die daraus resultierenden Produkte und Dienstleistungen weisen dabei ein großes, teils globales Potenzial auf.

In der öffentlichen Wahrnehmung werden erfolgreiche Startups regelmäßig mit hohen Summen aus Finanzierungsrunden mit namhaften Investoren in Verbindung gebracht. Die Kombination aus der steigenden Frequenz und dem immer höher werdenden Volumen impliziert die direkte Abhängigkeit von Erfolg und Risikokapitalfinanzierung; beginnend mit einer Business Angel Finanzierung, dem Einstieg von Venture Capital Fonds, immer steigender Summen über den Zeitverlauf und am Ende steht ein beeindruckender Exit an „einen der Großen“ oder gar ein Börsengang. 

Startup-Finanzierungen in Deutschland im Zeitverlauf

Impliziert Venture Capital Erfolg für ein Startup? 

Eigenkapitalerhöhungen per se sind kein nachhaltiger wirtschaftlicher Erfolg für ein Unternehmen. Sie signalisieren in erster Linie das Interesse von Investoren am Unternehmen – aus wirtschaftlicher oder strategischer Perspektive. Unabhängig von den Motiven sollte eine Finanzierung aus Sicht der Investoren mit den eigentlichen Erfolgsfaktoren eines Startups korrelieren.

Folgende Meilensteine bilden die Basis dieser Faktoren:

  1. Erreichung des Product-Market-Fit
  2. Planbarer, langfristig positiver Cashflow
  3. Branchenexpertise und Umsetzungskompetenzen im Team

Je nach Validierung und Sicherheit der genannten Punkte gibt es verschiedene Modelle der Eigen- und Fremdkapitalfinanzierung.

Dafür gilt es zwei Fragen zu beantworten: 

  1. Ist externes Kapital (wirklich) notwendig zur Erreichung meiner Unternehmensziele? 
  2. Welche Finanzierungsform ist bei dem gegebenen Ausfallrisiko möglich?

Neben der generellen Frage nach der grundsätzlichen Notwendigkeit sind Wachstumsziele und Marktdynamiken in die Überlegung einzubeziehen. Weiterhin können strategische Komponenten wie Marktzugänge und Know-how eine Rolle spielen. Diese Komponenten sollten kontinuierlich und kritisch hinterfragt werden – denn: 

Globale Unternehmen wie Shopify, MailChimp und GitHub konnten es mithilfe von Bootstrapping bis hin zur Phase eines erfolgreichen Scaleups schaffen.

seedready.org

Hat man die individuelle Situation seines Startups in den Kontext des komplexen Umfelds gesetzt und auf Basis der Meilensteine analysiert, kommt es in zahlreichen Fällen zur logischen Konsequenz eines Finanzierungsvorhabens durch Venture Capital.

Und damit zum Anfang der Investment-Journey…

…die gleichzusetzen ist mit dem Anfang der Startup-Journey. 

Es gibt mindestens zwei Gründe, sich bereits von Beginn an mit potenziellen Investoren zu vernetzen. Ihr ermöglicht es den Investoren zu beobachten, dass die kommunizierte Vision umgesetzt wird und schafft damit Vertrauen in eure Fähigkeiten und Verbindlichkeit der eigenen Aussagen. Genauso wichtig ist die Möglichkeit der Gründer zu evaluieren, ob der potenzielle Investor ebenfalls den eigenen Präferenzen entspricht. Nicht umsonst gibt es den geläufigen Vergleich einer Eheschließung mit dem Eintritt eines Investors. 

Kurzgefasst: Es geht um den Aufbau von gegenseitigem Vertrauen.

Als Venture Capital Fonds freuen wir uns über eben diesen frühzeitigen Austausch mit zahlreichen Gründerinnen und Gründern, um gegenseitiges Vertrauen aufzubauen und die Frage nach dem Bedarf von Venture Capital zu diskutieren. Ein relevantes Netzwerk ist dabei eine der essenziellen Weichenstellung. Viele weitere Dos and Don‘ts erörtert unter anderem Bill Gurley in seiner Venture Capital Red Flag List ausführlicher.

Vielen Dank an Katharina Erbe, Hendrik Sander und Jesse Jeng für die Einblicke, Kommentare und Diskussionen zur Investment-Journey aus verschiedenen Perspektiven.

Mehr zu unseren Referenten:

Katharina Erbe

ist seit 8 Jahren Rechtsanwältin und ist spezialisiert auf Venture Capital und M&A. Sie arbeitet bei PXR, einer full service Rechtsanwaltskanzlei für Tech Unternehmen. Dort leitet sie den Food Tech Bereich.

Hendrik Sander

ist Serien-Gründer und befindet sich aktuell in der Growth-Phase mit seinem Startup NeoTaste, einer Gastro-App mit mittlerweile >100.000 Nutzern in ganz Deutschland.

Jesse Jeng

ist Managing Partner unseres Venture Capital Fonds und teilt seine Erfahrung aus >100 Transaktion gerne mit interessierten Gründerinnen und Gründern!